Montag, 29. August 2011

HD: Die Zentren - Das Solarplexuszentrum

Das SOLARPLEXUSZENTRUM wird auch Emotionszentrum genannt, denn hier ist der Sitz der Gefühle. Es nimmt unter den Zentren eine Sonderstellung ein. Zum einen, weil es eine Doppelfunktion hat: Es ist sowohl ein Motor, wie das Wurzel-, das Sakral- und das Herzzentrum, als auch ein Wahrnehmungszentrum, wie Milz und Verstand. Eine Sonderstellung nehmen auch Kehl- und G-Zentrum ein: Die Kehle ist der Knotenpunkt, die Schaltzentrale, an der alle Energien von innen nach außen drängen, um sich zu manifestieren. Und das G-Zentrum ist unsere innere Führung und gehört damit keiner Gruppe von Zentren an (Druck, Wahrnehmung, Motor), sondern ist einfach nur für unser SEIN zuständig.

Das Emotionszentrum wiederum hat durch seine Doppelfunktion mit den meisten Zentren etwas gemeinsam. Seine Sonderstellung basiert darauf, dass es das Energiezentrum ist, in dem die Mutation der Menschheit vom sieben- zum neunzentrigen Wesen stattfindet, die bald abgeschlossen sein wird.
Noch vor wenigen Jahrhunderten war das Emotionszentrum ein reiner Motor; der Mensch wurde sozusagen blind von seinen Emotionen getrieben, wie ein kleines Kind. Es genügt, ein paar gute historische oder historisch unterlegte Romane aus der Zeit vor dem 17. Jahrhundert zu lesen, um das vollauf bestätigt zu finden. Ein Buch, das ich besonders empfehlen möchte, ist Der Rote Löwe von Mária Szepes. Wenn man leidlich sensibel ist und versucht, sich in die Dramen jener vergangenen Zeiten hineinzuversetzen, hält man die emotionale Intensität und Zwanghaftigkeit als Mensch der Neuzeit nur schwer aus. Der Grund dafür ist nicht etwa unsere scheinbar höhere intellektuelle Intelligenz! Jedenfalls nicht an erster Stelle. Es ist die Tatsache, dass unser Solarplexus seitdem eine emotionale Wahrnehmung entwickelt hat und damit mehr und mehr fähig wurde, sich emotional in seine Umwelt hineinzuversetzen, Mitgefühl und Sensibilität zu entwickeln. Das ist die Intelligenz des Emotionszentrums: die emotionale Intelligenz.

Gefühle haben grundsätzlich einen Wellencharakter, und die emotionale Welle bewegt sich in einem steten Auf und Ab, zwischen Hoch und Tief, Ekstase und Verzweiflung, Freude und Schmerz. Es gibt drei verschiedene Wellenformen, die den einzelnen Toren des Emotionszentrums zugeordnet werden. Da diese emotionale Welle aber ein Naturgesetz repräsentiert, also nie aufhören kann, sich zwischen zwei Polen zu bewegen, kennt sie keine Wahrheit im Augenblick. Ein Gefühl steht in jedem Augenblick immer an einem bestimmten Punkt innerhalb seiner Welle, der im nächsten Moment schon nicht mehr wahr ist, weil die Welle sich weiterbewegt hat. Jeder Mensch mit einem definierten Emotionszentrum weiß das nur zu gut: Was ihn heute begeistert, interessiert ihn in einer Woche vielleicht gar nicht mehr; Beziehungen oszillieren zwischen Liebe und Hass – wo liegt die Wahrheit? Es gibt keine.
Im Emotionszentrum gibt es keine Wahrheit, sondern Klarheit. Und die findet sich erst im Nachhinein, manchmal Tage, Wochen oder sogar Monate später, je nach Frequenz der jeweiligen Welle, wenn das Gefühl die ganze Welle durchlaufen hat. Dann kristallisiert sich heraus, was man gegenüber einer Sache, einem Vorhaben oder einem Menschen wirklich fühlt.

Wer ein definiertes Emotionszentrum hat, hat immer eine emotionale Autorität, ganz egal, welche Zentren sonst noch definiert sind. Auch dies ist ein Ausdruck der Sonderstellung dieses Zentrums und seiner Bedeutung für unsere Entwicklung, die zu emotionaler Weisheit hin strebt. Definierte Emotionszentren sind ihrer emotionalen Welle ausgeliefert, sie ist ein fester Bestandteil ihres Seins, den sie nie los werden. Dazu gehören auch die emotionalen Ängste, die sich immer durch Nervosität bemerkbar machen. Für diese Menschen beruht die Weisheit, die sie erreichen können, auf ihrer emotionalen Tiefe und Klarheit. Dazu jedoch müssen sie erst den Durchlauf ihrer Welle abwarten, bevor sie eine Entscheidung oder ein Urteil treffen. Spontaneität kann hier fatale Folgen haben, es sei denn, die Person hat zusätzlich noch ein definiertes Milzzentrum UND es handelt sich um eine unwesentliche Entscheidung.
Ein emotionaler Generator muss der geduldigste Mensch auf Erden sein, denn er muss nicht nur abwarten, um reagieren zu können, sondern noch zusätzlich zu emotionaler Klarheit gelangen, bevor er sich auf etwas Wichtigeres einlässt. Er hat schon lange genug auf eine Gelegenheit gewartet, endlich ist sie da, und sein Sakralzentrum kann endlich grünes Licht geben: "Hmmm! Darauf habe ich jetzt richtig Lust!" Es schickt ihm einen ordentlichen Energieschub – und er darf noch immer nicht loslegen! "Stopp!" sagt seine emotionale Intelligenz gnadenlos. "Jetzt bist du begeistert – aber was ist morgen? Erst mal drüber schlafen, mein Lieber!" Und wenn er nur einmal drüber schlafen muss, hat er richtig Glück gehabt.

Wenn es darum geht, etwas in Angriff zu nehmen, mag es schon schwer sein, so viel Geduld aufzubringen. Manchmal geht es aber auch um die Einschätzung eines Ereignisses. Angenommen, ein anderer Mensch hat dich verletzt. Nun sind emotionale Autoritäten in ihrer Wahrnehmung nicht die Schnellsten. Nur die Milzwahrnehmung funktioniert im Augenblick. Die intellektuelle Wahrnehmung ist von der Zeit unabhängig, aber die emotionale Wahrnehmung funktioniert nur im Nachhinein: Wahrgenommen werden kann hier immer nur die Vergangenheit. So passiert es oft, dass ein solcher Mensch verletzt wird und gar nichts davon merkt. Er lacht vielleicht darüber wie über einen guten Witz. Erst am nächsten Tag überfällt ihn plötzlich die volle Breitseite: "Was hat der da gesagt?! Das ist ja eine Unverschämtheit!" Einen Tag lang bohrt jetzt die Verzweiflung oder die Wut in ihm, einen Tag lang würde er das A... am liebsten erwürgen.
Wenn er sich jetzt hinsetzt und dem A... eine gepfefferte Mail schreibt, wird er das aber mit großer Wahrscheinlichkeit bald bitter bereuen!
Denn schon am zweiten Tag schlägt seine emotionale Welle zum Gegenpol um, und der andere tut ihm auf einmal schrecklich leid, er hatte ja Recht, er wollte ihm doch nur helfen, er selber ist das A... und möchte nun am liebsten sich dafür erwürgen, dass er gestern den anderen erwürgen wollte!
Wenn er sich jetzt hinsetzt und dem A... eine reuige Mail schreibt, wie Recht er doch mit seiner Kritik hatte und wie dumm es doch von ihm selbst war, darüber zu lachen, wird er das ebenfalls bald bereuen!
Erst am dritten Tag – ganz unversehens – sind sowohl Wut als auch Reue verschwunden, und unser Emotionssurfer steht geläutert am Strand, blickt auf die Wellen hinaus und weiß auf einmal klar und deutlich, was da wirklich gelaufen ist. Er fühlt die verborgenen Motivationen des anderen und parallel dazu seine eigenen und weiß jetzt, was er bereit ist, an Kritik einzustecken und was nicht und welche Art der Kommunikation für ihn die richtige ist.
"Drei Tage" ist hier nur ein Beispiel; wie lange ein Wellendurchlauf dauert, kann niemand sagen, das ist von der Welle selbst, von der Situation, auf die sie sich bezieht, und von der Person abhängig.

Allen emotionalen Autoritäten sei daher ans Herz gelegt: Reagiere nie aus einem Impuls heraus! Als emotionaler Generator weiß ich, wovon ich spreche.

Aus dem Nicht-Selbst leben Menschen mit definiertem Solarplexus, wenn sie
- Entscheidungen mit dem Verstand treffen (das betrifft natürlich alle Menschen, nicht nur emotionale),
- ihre Gefühle ignorieren oder rationalisieren,
- versuchen, spontan oder impulsiv zu leben und zu reagieren,
- ihre eigenen Gefühle unterdrücken und sich von den Gefühlen anderer "anstecken" lassen. (Um gar nicht konditionierbar zu sein, müsste ein Zentrum alle seine Tore aktiviert haben.)

Ein undefiniertes Solarplexuszentrum ist normalerweise, solange es für sich allein und bei sich ist, ruhig und gelassen. Interessanterweise halten diese Menschen sich selbst oft für die emotionalsten Wesen überhaupt, und sie wirken auch auf andere so! Es erfordert eine lange und aufmerksame Selbstbeobachtung, um herauszufinden, dass es immer die Gegenwart oder der Einfluss anderer ist, der sie zur Drama-Queen mutieren lässt. Mit ihrem offenen Zentrum nehmen sie ständig fremde Gefühle auf und verstärken sie, bis sie davon explodieren. Und der Irrtum liegt dann nur darin, dass sie sie für ihre eigenen Gefühle halten. Ihr Emotionszentrum ist allerdings nicht für solche steten und intensiven Gefühlswellen ausgelegt. Alle stärkeren Emotionen – Konflikte, Wut, Trauer, Begeisterung, Aggressionen – greifen diese Menschen viel stärker an als solche mit definiertem Solarplexus. Sie reagieren darauf, indem sie alles versuchen, um starken Gefühlen aus dem Weg zu gehen und Konflikte zu vermeiden.
Ihre große Stärke ist ihre Empathie. Wie ein undefiniertes Ajna die Gedanken anderer "lesen" kann und eine undefinierte Milz instinktiv spürt, wie es dem anderen geht, so kann ein undefiniertes Emotionszentrum die Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen wahrnehmen und sich ganz leicht in sie einfühlen. Darin liegt ihre potenzielle Weisheit, die sie erreichen können, wenn sie erkennen, dass es fremde Gefühle sind, und sich selbst davon distanzieren.

Ich schätze, Buddha hatte ein undefiniertes Solarplexuszentrum, denn es ist der Buddhismus, der alle Gefühle als krank machend bewertet - ja, auch Freude! - und Erlösung durch Loslösung und Leerwerden sucht. In der Tat ist das ein erstrebenswertes Ziel – aber nur für undefinierte Emotionszentren. Einem definierten Solarplexus dürfte es schwer fallen, das überhaupt zu verstehen, doch selbst wenn – er braucht es gar nicht erst zu versuchen, denn er kann aus seiner emotionalen Welle nicht raus. Für ihn liegt die Erlösung in der Akzeptanz seiner Emotionen, in der Erkenntnis seiner emotionalen Tiefe und im Bewusstsein, dass kein einzelnes seiner Gefühle jemals die Wahrheit ist, alle zusammen aber eine wunderbare Klarheit ergeben können.

Auf der körperlichen Ebene sind dem Solarplexuszentrum übrigens eine ganze Reihe von Organen und Drüsen zugeordnet: zunächst einmal verständlicherweise das gesamte Nervensystem, von dem der Solarplexus, das "Sonnengeflecht", ja ein Teil ist, des Weiteren die Nieren ("Das geht mir an die Nieren!"), die Bauchspeicheldrüse, ein zentrales Verdauungsorgan ("Das muss ich jetzt erst einmal verdauen!"), die Prostata und die Lunge.
Nieren und Lunge dienen beide der Reinigung unseres Körpers von unverwertbaren Stoffwechselprodukten. Ebenso muss es eine emotionale Hygiene geben: Emotionen werden verdaut, und was dann an nicht Verwertbarem übrig bleibt, muss ausgeschieden werden (loslassen!). Wenn wir diese Hygiene vernachlässigen, so dass sich zu viel unverdaute Gefühle in der Psyche anzustauen beginnen, erinnert unser Unbewusstes uns an diese Notwendigkeit mit den berüchtigten "Toiletten-Träumen"! Und eine der besten Methoden, negative Emotionen zu bereinigen, ist eine Atemkorrektur: Bauchatmung üben! Aus eigener Erfahrung kann ich die segensreichen Wirkungen der Atemübungen des Kriya Yoga empfehlen, das Pranayama. Für Anfänger eignen sich die Wechselatmung und die Vollatmung am besten.

© Angela Nowicki, 29. August 2011

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